165.000 Unterschriften gegen Botox-Tierversuche

EMA Tierversuche ECEAE

Treffen mit Europäischer Arzneimittelagentur EMA in Amsterdam

Noch immer werden Zigtausende Mäuse qualvoll erstickt, um Botulinumtoxin-Produkte – besser bekannt unter dem Handelsnamen „Botox“ – zu testen, obwohl es seit 12 Jahren tierversuchsfreie Verfahren gibt. Der Mäuse-Test muss aus dem Europäischen Arzneibuch gestrichen werden, so die Forderung der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) heute in Amsterdam. Der Dachverband übergab 165.770 europaweit gesammelte Unterschriften an die Europäische Arzneimittelagentur EMA. Die zuständige Behörde EDQM hatte zuvor die Annahme verweigert.

Das Nervengift Botulinumtoxin ist vor allem bekannt für seine Anwendung im kosmetischen Bereich, um etwa Falten im Gesicht zu glätten. Es wird aber auch für medizinische Zwecke eingesetzt, etwa gegen Lidzuckungen oder Schiefhals. Unabhängig von der Anwendung wird jede einzelne Produktionseinheit getestet, bevor sie in den Verkauf gehen darf. Üblicherweise geschieht dies durch den sogenannten LD50-Test an Mäusen. Dabei wird Gruppen der Nager die Substanz in verschiedenen Verdünnungen in die Bauchhöhle gespritzt, um festzustellen, bei welcher Dosis die Hälfte stirbt (LD50 = letale Dosis 50 Prozent). Das Toxin verursacht Atemlähmungen, wodurch es zu einem stundenlangen Todeskampf durch Ersticken kommen kann.

Der Test ist im Europäischen Arzneibuch festgeschrieben, allerdings erlaubt das Regelwerk auch die Nutzung tierversuchsfreier Verfahren. Die drei wichtigsten Hersteller Allergan, Merz und Ipsen haben seit 2011 behördliche Anerkennungen für selbst entwickelte tierversuchsfreie Tests bekommen und verzichten so zumindest zum großen Teil auf die Tiertests. Dennoch müssen immer noch Zigtausende Mäuse allein in Europa für Botox-Produkte leiden und sterben. 2021 wurden in Deutschland Botox-Tests an 22.440 Mäuse genehmigt. In Irland, als dem Schwerpunkt der Botox-Testungen, waren es 2021 über 82.000 Mäuse.

Die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE), bei dem auch der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche aktives Mitglied ist, führt seit 2009 eine europaweite Kampagne gegen die grausamen Tests und hat mit der Umstellung der größten Hersteller einige Erfolge zu verbuchen. Der Verband fordert die Streichung des LD50-Tests aus dem Europäischen Arzneibuch. Die dafür zuständige Behörde Europäisches Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln EDQM hatte den Tierschützern die Annahme der gesammelten Unterschriften verweigert.

Heute traf sich eine dreiköpfige Delegation der ECEAE mit Vertretern der EMA in Amsterdam und überreichte die mehr als 165.000 Unterstützungsbekundungen. Die EMA arbeitet mit der EDQM in vielerlei Hinsicht zusammen und soll ihren Einfluss geltend machen, damit der Botox-Test an Mäusen aus dem Regelwerk gestrichen wird.

 

Weitere Infos:

Weitere Informationen finden Sie unter der Kampagne „Stoppt Botox-Tierversuche“.

Das könnte Sie auch interessieren

Donaufeld Floridsdorf

Bodenversiegelung: Die Verbauung der Floridsdorfer Idylle

Das Donaufeld in Floridsdorf steht vor einer düsteren Zukunft: Ein Bauprojekt soll das grüne Juwel Wiens versiegeln und bedroht damit zahlreiche geschützte Tierarten. Während Österreich Europameister in der Bodenversiegelung ist, wird die Natur weiter zurückgedrängt. Was dagegen getan werden kann und mehr – HIER!

Manifest der Tiere Schweine

Manifest der Tiere – ein 12-Punkte-Plan für eine tierfreundliche Zukunft

Unsere Zeit ist geprägt von verschiedensten Krisen, die unser aller Leben betreffen. Tierschutz ist dabei eng mit dem Schutz unserer Umwelt und der menschlichen Lebensgrundlagen verknüpft. Mit dem Manifest der Tiere haben wir einen 12-Punkte-Plan ausgearbeitet, der der nächsten Regierung konkrete Lösungen an die Hand geben soll. Details und mehr – HIER!

Auch Batman braucht manchmal Hilfe – Spannende Fakten über unsere Fledermäuse

Wie viele von euch wissen, haben diesen Winter bei uns im Tierschutzhaus rund 170 Fledermäuse, überwiegend Große Abendsegler, ihren Winterschlaf gehalten. Die Tiere sind zu uns gebracht worden, nachdem fleißige HelferInnen sie hinter der Glasfassade eines Hochhauses gerettet haben. Jetzt im Frühling werden die Tiere in kleinen Gruppen sukzessive ausgewildert, immer abhängig von guten Wetter- und Nahrungsbedingungen.

STELLUNGNAHME: EU-Tiertransportnovelle ist zu wenig

1,6 Mrd. Tiere werden jährlich in der EU und über ihre Grenzen hinaus transportiert. Ende letzten Jahres wurde endlich ein Überarbeitungsentwurf zur Tiertransportverordnung vorgelegt, um die prekären Missstände zu verbessern. Wir haben zum Entwurf offiziell Stellung bezogen. Die wichtigsten Punkte und mehr – HIER!

Zum Newsletter anmelden Newsletter schließen