Auf einen Blick:
- Kennzeichnungspflicht verletzt: In mehreren SPAR-Filialen wurden Frischeier ohne den gesetzlich vorgeschriebenen Erzeugercode verkauft – ein klarer Verstoß gegen EU-Vorgaben.
- Verantwortung abgeschoben: SPAR macht einen technischen Fehler beim Lieferanten Scheibenreif geltend – doch Kontrollen dürfen nicht externen NGOs überlassen werden.
- Schwerwiegende Folgen: Falsch deklarierte Eier untergraben nicht nur das Vertrauen der Konsument:innen, sondern können auch schlechte Haltungsformen fördern.
- Kampf für mehr Transparenz: Wir fordern strenge Kontrollen und ein verpflichtendes Haltungskennzeichnungssystem für alle tierischen Produkte – über das Ei hinaus.
Ungekennzeichnete Eier in SPAR-Filialen
Gleich in mehreren SPAR-Filialen wurden massenhaft lose Frischeier verkauft, die nicht nach dem geltenden Eier-Kennzeichnungs-System der EU gekennzeichnet waren. Stattdessen fand sich auf den Eiern lediglich ein Mindesthaltbarkeitsdatum.
Nachdem wir SPAR mit unserer Aufdeckung konfrontierten, kontaktierte SPAR den betroffenen Lieferanten – die Firma Scheibenreif. Dort wurde, so Spar, ein technischer Fehler bei der Kennzeichnung eingeräumt: entweder die Stempelfarbe wurde nicht korrekt aufgetragen oder die (täglich zu kontrollierende) Maschine sei fehlerhaft eingestellt. Der Lieferant hat Spar zugesichert, die Maschinen zu überprüfen und die korrekte Kennzeichnung umgehend sicherzustellen.
Unabhängig von der Ursache, Fakt ist, dass Verstöße nicht erst durch externe Kontrollen von NGOs auffallen dürfen. Die Verantwortung für die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben liegt klar bei den Handelsketten und ihren Lieferanten
Falsche Eierkennzeichnung schädigt Tierwohl
Unsere Aufdeckung ist nicht der erste „Einzelfall“, wo ein vermeintlicher Fehler der Lieferanten erst durch Externe ans Licht gekommen ist: Im November 2021 entdeckte beispielsweise ein Konsument, dass in einer niederösterreichischen BILLA Plus-Filiale Eier der Marke „Da komm ich her! Freilandeier“ verkauft wurden, obwohl sie laut aufgedrucktem Code aus Bodenhaltung stammten. REWE erklärte, dass es beim Lieferanten zu einer unbeabsichtigten Vermischung von Freiland- und Bodenhaltungseiern gekommen sei.
Der Eierkonsum in Österreich hat 2024 mit durchschnittlich 230 Eiern pro Haushalt ein trauriges Rekordniveau erreicht. Zwar ist der Anteil an Freilandeiern leicht gestiegen (von 35,4 % auf 37,6 %). Trotzdem stammt der Großteil der im Handel gekauften Eier weiterhin aus Bodenhaltung, bei der die Hühner keinen Auslauf haben und auf engstem Raum leben müssen.
Zu Ostern werden besonders viele Eier gegessen – knapp 8 von 10 Haushalten geben an, gefärbte Ostereier zu kaufen. Das diese als „verarbeitete Eierprodukte“ gelten und damit nicht unter die gleiche Kennzeichnungs-Pflicht fallen, wie Frischeier, wissen viele Leute nicht (lesen Sie HIER mehr zu unserem Ostereiercheck „Ostereier im Einkaufstest“).
Nicht nur Konsument:innen werden in solchen Fällen getäuscht, auch für das Tierwohl in der Landwirtschaft ist das ein massiver Missstand. Ist die Kennzeichnung unzureichend und wird nicht ausreichend kontrolliert, können auch falsch gekennzeichnete Eier aus besonders schlechten Haltungsformen auf den Markt kommen. Obwohl Konsument:innen dann zu einem Produkt aus besserer Tierhaltung greifen wollen, fördern sie unwissend die Nachfrage nach schlechteren Haltungsformen.
Haltungskennzeichnung für Transparenz und Tierwohl
Gerade zu Ostern, wenn der Eierkonsum besonders hoch ist, ist Transparenz für Konsument:innen entscheidend. Die europaweite Eierkennzeichnung (der sogenannte „Erzeugercode“) gilt seit über 20 Jahren und ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Transparenz – solange effizient kontrolliert wird.

Anders als bei Fleisch und Milch enthält die Eierkennzeichnung dabei eine Haltungskennzeichung:
- 0 = Ökologische Freilandhaltung (Bio)
- 1 = Freilandhaltung
- 2 = Bodenhaltung
- 3 = ausgestaltete Käfighaltung
Die Haltungskennzeichnung wird gefolgt von der Länderkennung (z. B. AT für Österreich) und der Betriebsnummer, die den genauen Herkunftsbetrieb identifiziert. Optional wird noch das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) aufgedruckt.
Eierkennzeichnung ermöglicht bewusste Kaufentscheidungen
In Österreich ist die Käfighaltung glücklicherweise komplett verboten. Österreichische Frischeier aus Haltungsform 3 sind hierzulande damit aus den Regalen der Supermärkte verschwunden. Anders ist es im Rest der EU: Dort leben Hühner häufig immer noch stapelweise in winzigen Drahtkäfigen. Ein Importverbot für solche Käfigeier gibt es aber auch hierzulande nicht.
Die Einführung der verpflichtenden Eierkennzeichnung in der Europäischen Union ist maßgeblich auf den wachsenden Druck von Tierschutzorganisationen und der Öffentlichkeit zurückzuführen. Gefordert wurde Transparenz in den Haltungsbedingungen von Legehennen, um Verbraucher:innen eine informierte Kaufentscheidung zu ermöglichen.
Heute gilt die europäische Eierkennzeichnung als Vorzeige-Erfolg bei der Haltungskennzeichnung tierischer Produkte. Wir von Tierschutz Austria arbeiten deshalb schon lange daran, dass ein ähnliches System auch für andere tierische Produkte, wie Fleisch und Milch, verpflichtend wird.
In Österreich wurde zusätzlich zur Eierkennzeichnung die Österreichische Eierdatenbank eingerichtet. Damit soll eine freiwillige (aber bereits in verschiedenen Gütesiegel-Programmen verpflichtende) Rückverfolgbarkeit der Eier gewährleistet werden. Diese Datenbank erfasst etwa 90 % der Frischeier am Markt. Konsument:innen können damit mittels der Eierkennzeichnung auf dem Ei, Informationen über die Herkunft und Haltungsform abrufen.
Was Konsument:innen tun können
Beim Eierkauf sollten Konsument:innen unbedingt auf die Eierkennzeichnung achten. Wer Eier ohne diesen Code entdeckt, wird gebeten, Fotos zu machen und die Fälle zu melden – entweder an uns von Tierschutz Austria (eierkennzeichnung@tierschutz-austria.at) oder an die zuständige Lebensmittelaufsichtsbehörde. Eine Übersicht gibt es unter www.ages.at.
Helfen Sie uns, Tierleid aufzudecken
Dass Eier ohne ordentliche Kennzeichnung in unseren Supermärkten landen, darf nicht passieren. Wir decken Missstände auf, kämpfen für Transparenz und setzen uns aktiv für besseren Tierschutz ein. Doch dafür brauchen wir Ihre Hilfe!
Mit einer Spende für unsere „Pfoten-Politik“ geben Sie uns die Möglichkeit, auch weiterhin unabhängig zu kontrollieren, aufzuklären und politisch Druck zu machen. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Tierschutzgesetze eingehalten werden und Tiere besser geschützt sind!
OTS.at. RollAMA: Eierkonsum auf Rekordniveau. 8. April 2025.
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20250408_OTS0032/rollama-eierkonsum-auf-rekordniveau (Zugegriffen April 2025)
Verein Österreichische Eierdatenbank. Österreichische Eierdatenbank.
https://www.eierdatenbank.at/ (Zugegriffen April 2025)
Konsument.at. Da komm ich her! Freilandeier – Falsche „Freilandeier“ aus Bodenhaltung. 16. November 2021.
https://konsument.at/lebensmittel-check/da-komm-ich-her-freilandeier (Zugegriffen April 2025)
OTS.at. Geflügelwirtschaft: Steigender Eierkonsum bei knapper Versorgung. 8. April 2025.
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20250408_OTS0035/gefluegelwirtschaft-steigender-eierkonsum-bei-knapper-versorgung (Zugegriffen April 2025)