Stellungnahme Wolf – FPÖ Tirol

Eingehend darf ich erwähnen, dass das Thema ein sehr umfangreiches ist, dass man nicht auf zwei Tiere einfach so überlagern kann. Lange Zeit wurde das herannahende Problem im Umgang mit großen Beutegreifern von den regierenden Parteien ÖVP und Grüne ignoriert. Wir als FPÖ haben seit Jahren in vielen Beiträgen auf Landtags- und Nationalratsebene auf diese Problematik hingewiesen.

Ihre Anfrage bezieht sich genau auf zwei von etlichen Tieren, die in unserem Bundesgebiet unterwegs sind. Dazu stellt sich für uns schon einmal die Frage, wie ein Jäger überhaupt unterscheiden soll, welcher Wolf zu entnehmen ist.

Der Fairnesshalber – dem Wolf gegenüber bezieht sich meine Beantwortung Ihrer Frage nicht auf zwei Tiere, sondern ich möchte eine allgemeine Betrachtungsweise wieder geben.

Die FPÖ brachte in den letzten Jahren zahlreiche Anträge ein, die allesamt abgelehnt bzw. abgewürgt wurden. Darin enthalten waren konkrete Herdenschutzmaßnahmen, Unterstützung für Bauern, aber auch das lange von uns geforderte, internationale Monitoring und ein Management Plan.

Bis heute wurden unsere Bemühungen ignoriert. Jetzt, Jahre darauf, haben wir das bekannte Problem im Zusammenleben mit den großen Beutegreifern und jeder drückt sich vor der Verantwortung. Die ÖVP selbst hat es absichtlich so weit kommen lassen. Warum, kann ich nicht beantworten.

Man nehme allein die FPÖ Entschließungsanträge im Nationalrat, dass „der Bund an die EU herantreten sollte, um eine Lösung für Mitteleuropa/Österreich auszuarbeiten“ – dieser Antrag wurde von der ÖVP mit ihren schwarzen Bauernvertretern in Tirol und der Grünen Partei selbst abgelehnt!

Fakt ist, dass der Wolf nicht mehr vom Aussterben bedroht ist. – Wir haben allein in Europa mittlerweile mehr als 17.000 Wölfe.

Fakt ist auch, dass ein einzelner umherstreifender Wolf, der sich ab und zu seine Beute holt, kein Problem darstellen wird.

Fakt ist auch, dass sich unsere Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten massiv gewandelt hat. Die Zeiten mit dem „Almöhi“ über der Sommerzeit auf der Alm sind vielerorts vorbei.

Der Wolf wurde vom Menschen in unseren Gebieten ausgerottet und die gewonnenen landwirtschaftlich genutzten Flächen in Tirol, Salzburg, Vorarlberg, Steiermark, Kärnten entwickelten sich in Kulturlandschaften, wie wir sie heute kennen. Bei genauer Betrachtung hat uns genau dieses Zusammenwirken von Landwirtschaft und Tourismus den Wohlstand gebracht, den wir heute haben.

Die Verärgerung unserer Bauern gegenüber dem Wolf ist nur nach außen sichtbarer Unmut – genau betrachtet richtet sich der Zorn nicht gegen den Wolf, sondern gegen die Politik, die es (vielleicht mutwillig – der Wolf ist für Tierschutzaktivisten eine erfolgreiche Spenden Einnahmequelle) verabsäumt hat, hier frühzeitig tätig zu werden.

Ich gebe zu, dass ich als Landwirtschafts- und Tierschutzbeauftragter der FPÖ in Tirol die Situation vor 5 Jahren auch noch anders gesehen habe. Als verantwortlicher Politiker habe ich jedoch die Entwicklungen unseres Landes laufend zu hinterfragen und zu überprüfen, ob wir noch am richtigen Weg sind. Hierbei stelle ich fest, dass sich die Situation im Umgang mit großen Beutegreifern verändert hat. Zum Nachteil der Kulturlandschaft und deren beschickern, bzw. deren Nutzern. (Wo ich alle – Bauern, Naturbegeisterte, Wanderer, Schifahrer, usw…. einrechne).

In Anbetracht dessen, und in Anbetracht des Erhaltungszustandes des Wolfes in Europa erachte ich es als unumgänglich, hier nun die Konsequenzen zu ziehen:

  1. A) die FFH Richtlinien abzuändern
  2. B) ein Europaweites Monitoring zu etablieren
  3. C) einen Wolfsmanagement Plan auf Europäischer Ebene mit Einbeziehung der einzelnen betroffenen Staaten umzusetzen
  4. D) Unterstützung, um die dringend erforderlichen Herdenschutzmaßnahmen endlich auf Landes- und Bundesebene umzusetzen (wo möglich)
  5. E) Den Wolf in letzter Konsequenz ins Jagdprogramm aufzunehmen

Wie ich eingangs schon erwähnt hatte, wird keiner von uns die beiden genannten Tiere von anderen unterscheiden können. Und es wäre unfair, beide Wölfe als „verhaltensauffällig“ zu beschreiben. Jeder Wolf wird „verhaltensauffällig“, wenn er auf eine Weide mit Schafen kommt – das Buffet praktisch angerichtet dasteht.

Und es ist ebenso bekannt, dass Caniden eher schlechte, dafür aber grausame Jäger sind.

Einfach zu sagen: Wolf oder Schaf geht nicht. Hier ist die Gesamtheit zu betrachten.

Abschließend erlaube ich mir anzumerken, dass ich es mir wünschen würde, auch anderen Tieren in unserer Gesellschaft so viel Aufmerksamkeit und Bedeutung zukommen zu lassen, wie es den Wölfen widerfährt.

Als freiheitlicher Tierschutzsprecher mache ich keinen Unterschied, ob es um einen streng geschützten Wolf, längst geforderte Rückzugsgebiete von Wildtieren in touristisch genutzten Gebieten, Bejagungen in Wildgatter oder dem betäubungslosen Schlachten zu religiösen zwecken (Schächten) geht.

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass ÖVP und Grüne in der Wolfsthematik behindern, anstatt Regeln zu schaffen und die anderen genannten Beispiele grundsätzlich und ohne Debatte im Landtag ablehnen.

Als freiheitlicher Tierschutzsprecher in Tirol verstehe ich mich als Anwalt der Tiere. Unabhängig deren Art, Population oder vorhandenen Anzahl.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

LAbg. StR Alexander Gamper (Abgeordneter zum Tiroler Landtag, Sprecher für Tierschutz, Landwirtschaft, Forst, Jagd & Fischerei)

Das könnte Sie auch interessieren

Leiden per Gesetz muss aufhören

Eine schwammige Formulierung im Gesetzestext, die massives Tierleid verursacht: Eigentlich müssen in Österreich laut Tierschutzgesetz alle Katzen, die Freigang haben, kastriert werden – die so genannte Kastrationspflicht. Eine Ausnahme gibt es für Zuchttiere.

Gutachten – Grausame Tötung des Fischotters in Kärnten

In Österreich gibt es immer wieder Diskussionen, ob der Fischotter zum Schutz der Teichwirtschaften und der Fische in den Fließgewässern bejagt werden darf. In Kärnten sind der Fang und die Tötung des Fischotters erlaubt und das, obwohl diese streng geschützte Art Österreich gerade erst wieder besiedelt hat.

Zum Newsletter anmelden Newsletter schließen