Vollspaltenboden – Noch immer kein Verbot

Vollspaltenboden – Noch immer kein Verbot

Trotz Parlamentsausschuss zum Tierschutz Volksbegehren im Dezember gibt es immer noch kein Verbot der Vollspaltbodenhaltung [1]. Die Mehrheit der Schweine wird in Österreich noch immer auf Vollspaltenböden gehalten. Diese bestehen aus Betonböden mit eingelassenen Spalten, durch die Kot und Urin abfließen und sich in einer unter den Spalten liegenden Güllegrube sammeln können. Somit leben Schweine auf Vollspaltenböden direkt über ihren eigenen Fäkalien.

Die unvermeidbare Folge der aufsteigenden Ammoniakdämpfe sind gereizte Augen und Atemwege. Schweine haben einen extrem sensiblen Geruchssinn und sind z.B. als ausgebildete Trüffelschweine in der Lage Trüffel in bis zu 3 Meter Tiefe zu erschnüffeln [2]. Auch sind Schweine intelligente und soziale Tiere, die als Lieblingsbeschäftigung mit ihren Nasen in der Erde oder Stroh umherwühlen. Die Vollspaltenbodenhaltung missachtet alle diese Bedürfnisse. Die Tiere in der Vollspaltenbodenhaltung können also in keiner Weise ihren natürlichen Bedürfnissen nachkommen. Zusätzlich müssen sie dicht an dicht leben. Einem 85 kg Schwein in diese Haltungsform werden gerade einmal 0,55 m² Bodenfläche zur Verfügung gestellt.

Kein Wunder also, dass die Tiere derartig gestresst sind, dass bei ihnen häufiger Magengeschwüre auftreten, als bei Schweinen, die auf Strohhaltung leben [3]. Außerdem können unter extremen Stress leidende und kognitiv unterforderten Schweine schnell schädliche Verhaltensweisen entwickeln. Dazu gehört, dass sie Ohren und Schwänze der anderen Schweine abbeißen. Auch entwickeln Schweine in Vollspaltenbodenhaltung extrem häufig Gelenksentzündung. Eine Studie der Universität München hat herausgefunden, dass sogar bei fast 92 % aller untersuchten Schweine, die auf Vollspaltenboden gehalten wurden, Entzündungen an den Gelenken festgestellt werden konnten [4].

Vollspaltenbodenhaltung verstößt gegen EU-Richtlinie

Laut EU-Richtlinie 2008/120/EG wird als Mindestvoraussetzung ein Liegebereich gefordert, der für die Tiere „physisch angenehm“ ist. Da der Vollspaltenboden bei der Mehrheit der Tiere Schmerzen durch Entzündungen verursacht, entspricht er diesen Anforderungen nicht. Tierschutz Austria hat diesbezüglich schon im September 2020 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich bei der Europäische Kommission angeregt. Doch bisher ist die Vollspaltenbodenhaltung in Österreich noch immer erlaubt.

Doch es gibt Alternativen:  Ob Weide oder Freilandhaltung, oder auch nur planbefestigte Liegeflächen mit tiefem (Stroh-)Einstreu – all diese Haltungsform würden eine Verbesserung der Lebensqualität der Schweine bringen.

Fazit

Schweine sind intelligente, sozial komplexe Lebewesen mit extrem sensiblen Nasen. Für mehr Tierwohl in der Landwirtschaft muss genügend Platz zur Verfügung stehen, so dass es den Tieren möglich ist, einander auch aus dem Weg zu gehen. Auch muss für ein Tier, das in den meisten Kognitionstest besser als Hunde abschneidet [5], genügend Möglichkeiten zur Beschäftigung bereitgestellt werden. Schweine lieben es in frischer Erde oder Stroh zu wühlen, also müssen auch dementsprechende Flächen in großem Ausmaß zur Verfügung gestellt werden. Die Vollspaltenbodenhaltung ermöglicht kein angemessenes Schweineleben und ist eine Schande für Österreichs Landwirtschaft. Wem das Wohl der Schweine am Herzen liegt, sollte entweder ganz auf Schweinefleisch verzichten, oder zumindest nur Fleisch aus biologischer Haltung oder mit Tierschutz geprüft Siegel kaufen.

Zwei schöne Informationsbroschüren zum Schweinefleischkauf findet ihr hier und hier:

Quellen:

[1] https://www.vier-pfoten.at/unsere-geschichten/pressemitteilungen/parlamentsausschuss-zu-tierschutz-vollspaltenboeden-bleiben?sc_src=email_10306764&sc_lid=540982747&sc_uid=Bdt5Y3Bnlu&sc_llid=5255&sc_eh=46a4c6524f3591b21

[2] https://www.trueffelhang.at/tr%C3%BCffelhund/tr%C3%BCffelschwein/

[3] https://kontrast.at/schweinehaltung-oesterreich-vollspaltenboden-oevp/

[4] Untersuchungen zum Vorkommen von akzessorischen Bursen bei Mastschweinen. Der Ammoniak.

[5] Thinking Pigs: Cognition, Emotion, and Personality (wellbeingintlstudiesrepository.org)

 

Das könnte Sie auch interessieren

Donaufeld Floridsdorf

Bodenversiegelung: Die Verbauung der Floridsdorfer Idylle

Das Donaufeld in Floridsdorf steht vor einer düsteren Zukunft: Ein Bauprojekt soll das grüne Juwel Wiens versiegeln und bedroht damit zahlreiche geschützte Tierarten. Während Österreich Europameister in der Bodenversiegelung ist, wird die Natur weiter zurückgedrängt. Was dagegen getan werden kann und mehr – HIER!

Foie Gras – Das Geschäft mit der Stopfleber

Gänse zu stopfen, ist in Österreich verboten, aber der Import ihrer überfetteten Leber nicht. Sogenannte Foie gras wird damit nach wie vor hierzulande verkauft und kommt mit viel Tierleid im Gepäck auf den Tisch. Welche Probleme dadurch entstehen und wie wir sie lösen können – HIER!

Listenhunde: Jeder Hund ist ein “guter Hund”

Was haben Bordeauxdogge, Ridgeback und Pit Bull Terrier gemeinsam? Sie gehören zu einer Reihe an Hunderassen, die zumindest in einigen Bundesländern zu den „Hunden mit erhöhtem Gefährdungspotential“ gezählt werden. Als Konsequenz müssen Halter:innen sogenannter „Listenhunde“ bundeslandspezifische Auflagen erfüllen. Wissenschaft und NGOs fordern schon lange, dass diese Listen abgeschafft und durch effektive Präventionsmaßnahmen ersetzt werden.

Zum Newsletter anmelden Newsletter schließen