Tierart und -Haltung bestimmen die Klimabilanz tierischer Lebensmittel
Alle Fleischprodukte zeichnet eine schlechte Klimabilanz. Selbst von weither importierte Früchte, die einen verhältnismäßig hohen Wasser- und Landverbrauch mit sich bringen, wie Avocados aus Südafrika, schneiden immer noch besser ab, als Geflügel aus der Region [2]. Zwei Faktoren entscheiden jedoch, in welchem Ausmaß Fleischprodukte klimaschädlich sind: die Fleischart und die Haltungsform der Tiere [3].
Die Fleischart, spielt vor allem dahingehen eine Rolle, als dass unterschiedliche Tierarten unterschiedlich viele und unterschiedlich artige Emissionen erzeugen. Wiederkäuer wie Rinde, Schafe, Ziegen und Büffel (erfahre hier, was Büffelmozzarella mit Klimaschutz zu tun hat) produzieren eine besonders große Menge Methan und Lachgas. Dies sind bei weitem potentere Treibhausgase als CO2. Schuld ist die sogenannten enterischen Fermentation, ein Verdauungsprozess, bei dem Mikroben die Nahrung von Wiederkäuern zersetzen und vergären lassen. Bestrebungen den Gasausstoß von Wiederkäuern zu senken, gibt es viele, allerdings limitieren physiologische Prozesse wie viele Emissionen durch spezielle Fütterungsmethoden oder ausgeklügelter Stallsysteme maximal eingespart werden können [4].
Der zweite Faktor, die Haltungsbedingungen der Tiere, lässt hingegen viel Raum für Verbesserungen [3]. Aktuell ist die konventionelle Massentierhaltung für einen großen Teil der Treibhausgase des Lebensmittelsektors verantwortlich. In Österreichs Supermärkten stammen nur ca. 10 % der angebotenen Fleisch- und Wurstwaren aus biologischer Landwirtschaft [5]. Der Rest wurde überwiegend in konventionellen Massentierhaltungssystemen erzeugt.
Ziel der konventionellen Massentierhaltung ist es, möglichst effektiv, möglichst viele tierische Produkte, zu möglichst geringen Preisen zu produzieren. Dafür wird wenig auf das Wohl der Tiere und die Qualität ihrer Aufzucht gegeben. Besonders Klima-problematisch gestalten sich die Fütterung der konventionell gehaltenen Tiere. 70 % der globalen Agrarflächen werden aktuell direkt oder indirekt für die Tierhaltung verwendet. Das bedeutet, dass auf diesen Flächen entweder Weidetiere grasen oder, was weit häufiger der Fall ist, Futtermittel für Nutztiere angebaut werden [3].
Österreich benötigt mehr Anbauflächen als es selbst aufbringen kann
Gerade Länder mit besonders hohem Tierhaltungsanteil können den eigenen Futtermittelbedarf nicht mehr mit eigenen Agrarflächen decken. China, einst einer der größten Futtermittelexporteure, hat sich seit seiner boomenden Billig-Schweinefleischindustrie zu einem der größten Futtermittelimporteuren entwickelt. Schätzungen gehen davon aus, dass auch Österreich etwa 290.000 Hektar Land zusätzlich benötigen würde, um den Futtermittelbedarf seiner Masttiere zu decken. Hinzu kommt, dass heimisch produzierte Futtermittel oft im internationalen Vergleich teurer sind und so für die Billigfleisch-Wirtschaft uninteressant werden. Fehlende heimische Agrarflächen und günstigere internationale Preise führen folglich dazu, dass Landmassen in anderen Ländern mit Futterpflanzen bepflanzt werden, deren Ernten nicht der dortigen Bevölkerung zur Verfügung stehen, sondern für die globale Tiermast exportiert werden [6].
Besondern der südamerikanische Raum ist bekannt für seine Futtermittelproduktion. Weite Flächen Regenwald werden dort, legal wie illegal, in Anbauflächen umgewandelt, um hauptsächlich Futtersoja anzubauen und billig zu exportieren. Damit wird nicht nur die Nahrungsmittelsouveränität der lokalen Bevölkerung gefährdet, auch das gesamte Ökosystem der Regenwälder droht zu kollabieren und damit das globale Weltklima dauerhaft und unwiederbringlich zu schädigen [6].
Biologische Landwirtschaft fördert Biodiversität und verbessert so die Klimabilanz
Die Massentierhaltung wird oft als die einzige Lösung für das steigende Populationswachstum und den damit verbundenen höheren Nahrungsbedarf der globalen Bevölkerung angeführt. Tatsächlich wächst der globale Fleischkonsum ungebremst. Jedoch macht Fleisch nur etwa 9 % der gesamten menschlichen Ernährung aus, ist aber trotzdem für 43 % der ernährungsbedingten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich ist [3].
Untersuchungen, die den unterschiedlichen Emissionssaustoß von biologischer und konventioneller Haltung vergleichen, werden im Zuge der Diskussion um Massentierhaltung leider ebenfalls häufig aus dem Kontext gerissen. Biologisch gehaltene Rinder haben beispielsweise aufgrund ihres langsameren Wachstums und der geringeren Milchleistung nachweislich einen höheren Ausstoß an CO2 pro Kilogramm Fleisch oder pro Liter Milch. Jedoch erhält eine biologische Landwirtschaft die Biodiversität der bewirtschafteten Flächen und zielt auf einen verringerten Konsum von tierischen Lebensmitteln in dafür höherer Qualität ab. Insgesamt wird damit die Umweltbilanz von biologischen im Vergleich zu konventionell hergestellten Lebensmitteln deutlich verbessert [7].
Die Lösung für ein nachhaltige Bevölkerungswachstum muss daher ein verringerter Fleischkonsum aus extensiver Landwirtschaft sein. Davon sind wir leider auch in Österreich noch weit entfernt. Obwohl der österreichische Fleischkonsum in den letzten Jahren langsam zurückging und hierzulande auch die Zahl der VeganerInnen und VegetarierInnen wächst, liegt unser durchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch inklusive der Schlachtabfälle noch immer bei fast 94 Kg, rund 62 Kg davon wurde verzehrt. Das sind sogar fast 20 % über dem europäischen Mittel. Wir konsumieren damit nach wie vor etwa doppelt so viel Fleisch, wie für unsere Gesundheit empfohlen wird [3].
Wir fordern #1fachausgezeichnet!
Durch industrielle Massentierhaltung können billige Fleischpreise gewährleistet werden. Doch geht das auf Kosten von Tier und Umwelt und schadet damit letztlich auch uns Menschen. Obwohl nicht komplett auf Fleisch verzichtet werden muss, ist eine Verringerung des Fleischkonsums gerade angesichts der Klimakrise unerlässlich. Entscheidend ist zudem die Qualität der Produkte. Je besser das Tierwohl, desto besser auch der ökologische Fußabdruck der entsprechenden Produkte. Tierschutz Austria fordert deshalb mehr Transparenz, um KonsumentInnen einen besseren Überblick über ihren Einkaufskorb zu geben.
Soja zu essen, zerstört nicht den Regenwald.
Österreich allein importiert etwa 740 Tonnen Soja jährlich als Futtermittel [6]. Doch wer sich Sorgen macht, der eigene Soja-Konsum gefährde den Regenwald, sei beruhigt. Global wird nur etwa ein Fünftel des angebauten Sojas als menschliche Nahrung genutzt, 80 % kommt als Futtermittel zum Einsatz. In Österreich werden immerhin etwa 50 % des heimisch angebauten Sojas zu Lebensmitteln verarbeitet. Die übrigen 50 % hingegen fließen auch hierzulande in die Tierhaltung und werden überwiegend an Schweine und Hühner verfüttert [9].
[1] Bar-On YM, Phillips R, Milo R. The biomass distribution on Earth. Proc Natl Acad Sci U S A. 2018 Jun 19;115(25):6506-6511. doi: 10.1073/pnas.1711842115. Epub 2018 May 21. PMID: 29784790; PMCID: PMC6016768.
[2] Our World in Data. Ritchie H. Less meat is nearly always better than sustainable meat, to reduce your carbon footprint. 04.02.2020. https://ourworldindata.org/less-meat-or-sustainable-meat (aufgerufen: 10.2022)
[3] Global2000. Der Fleischatlas. 2021. (Download: https://www.global2000.at/sites/global/files/Fleischatlas-2021.pdf)
[4] Berichte über Landwirtschaft. Brade W. CO2-Fußabdrücke für Milch und Milchprodukte. https://buel.bmel.de/index.php/buel/article/view/43/Brade-92-1-html (aufgerufen: 10.2022)
[5] Statista. Bio-Anteil am Umsatz verschiedener Lebensmittel in Österreich 2021. 25.03.2022. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/427038/umfrage/anteil-ausgewaehlter-bio-lebensmittel-im-lebensmitteleinzelhandel-in-oesterreich/ (aufgerufen: 10.2022)
[6] Schlatzer M, Drapela T und Lindenthal T. Die Auswirkungen des österreichischen Imports ausgewählter Lebensmittel auf Flächenverbrauch, Biodiversität und Treibhausgasemissionen in den Anbauregionen des globalen Südens. 2021. Studie im Auftrag von Greenpeace und ORF Mutter Erde. Wien .
[7] National Geographic. Voss J. Studie: Das sind die umweltfreundlichsten Lebensmittel. 12.04.2022. https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2022/03/studie-das-sind-die-umweltfreundlichsten-lebensmittel (aufgerufen: 10.2022)
[8] Österreich isst informiert. Soja im Faktencheck. 23.02.2022. https://www.oesterreich-isst-informiert.at/tipps-service/soja-im-faktencheck/ (aufgerufen: 10.2022)