Desinformation: Neue Lobbykampagne für Tierversuche an Hunden

Die Tierversuchslobby startet eine PR-Offensive für Versuche an Hunden – doch die Coalition to End Animal Experiments (ECEA) kontert mit Fakten und klarer Haltung. Wir sind Teil dieses Bündnisses gegen Tierversuche. Was hinter der Kampagne steckt, warum sie irreleitend ist und mehr – HIER!

Tierversuche an Hunden

Auf einen Blick

  • Irreführende Kampagne: Die Tierversuchslobby will Tierversuche an Hunden als notwendig darstellen und hat eine missdeutende Kampagne gestartet.
  • Bevölkerung sagt Nein: Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt Versuche an Hunden seit Jahrzehnten klar ab.
  • Tierleid belegt: Zahlreiche Skandale zeigen, dass Hunde in Laboren oft massiv leiden. Zudem werden sie auch gesetzlich benachteiligt.
  • Wissenschaftlich nutzlos: Ergebnisse aus Hundestudien sind nachweislich nicht auf den Menschen übertragbar und liefern kaum hilfreiche Erkenntnisse.
  • Es geht auch anders: Moderne, tierversuchsfreie Methoden sind effektiver und ethischer – sie müssen gestärkt werden!

Tierversuchslobby will Hundeversuche schönreden

Anfang April 2025 startete ein Lobbyverband der Tierversuchsbefürworter:innen, die European Animal Research Association (EARA), eine neue Kampagne. Ziel: Die Nutzung von Hunden in der biomedizinischen Forschung zu rechtfertigen und weiter zu verankern.

Die EARA (European Animal Research Association) ist ein Zusammenschluss von Organisationen und Institutionen, die Tierversuche befürworten. Sie setzen sich dafür ein, dass unter anderem Hunde weiterhin für Experimente in der biomedizinischen Forschung eingesetzt werden.

Die ECEAE (European Coalition to End Animal Experiments) hingegen ist ein Bündnis aus über 20 Tierschutzorganisationen in Europa – darunter auch Tierschutz Austria. Gemeinsam mit Wissenschaftler:innen kämpfen wir für das Ende aller Tierversuche und für moderne Forschung ohne Tierleid.

Doch während EARA versucht, Tierleid zu verharmlosen, sprechen Ethik und Wissenschaft eine klare Sprache: wir stehen vor einem weltweiten Paradigmenwechsel. Nicht nur die breite Öffentlichkeit und Tierschutzorganisationen, wie wir, sondern auch immer mehr Forscher:innen fordern ein Ende der Tierversuche und den konsequenten Umstieg auf moderne, tierfreie Forschungsmethoden. Besonders der Einsatz von Hunden – fühlenden, sozialen Lebewesen – steht zunehmend in der Kritik.

Die ECEAE hat gegen diese Lobbykampagne ein klares Statement verfasst. Die wichtigsten Punkte:

Grausame Realität im Labor

EARA behauptet, dass Hunden im Labor leicht gutes Wohlergehen geboten werden könne, doch zahlreiche Skandale zeigen das Gegenteil: Ob in Italien, Deutschland oder den USA – immer wieder decken Undercover-Recherchen erschütternde Zustände auf. Diese Fälle sind keine Einzelfälle, sondern symptomatisch für ein System, das das Leid der Tiere in Kauf nimmt.

Tierversuche an Hunden
Hunde laut Tierschutzgesetz

In Österreich sind Tiere, die für Tierversuche vorgesehen sind, vom allgemeinen Tierschutzgesetz ausgenommen. Stattdessen unterliegen sie dem deutlich schwächeren Tierversuchsgesetz. Dies führt zu gravierenden Unterschieden: Während ein Familienhund mindestens 15 m² Platz im Zwinger haben muss, dürfen Labor-Beagles dauerhaft in 4 m² kleinen Käfigen gehalten werden.

Zudem erlaubt das Tierversuchsgesetz die Tötung von „Überschusstieren“ – also Tieren, die für Versuche gezüchtet, aber nicht verwendet werden – ohne „vernünftigen Grund“, was im allgemeinen Tierschutzgesetz verboten ist (lesen Sie HIER mehr, wie das Tierversuchsgesetz, Versuchstiere im Stich lässt).

So etwa im Jahr 2021 in Verona (Italien), wo das Unternehmen Aptuit im Auftrag von Pharmafirmen Tierversuche durchführte. Nach einem Aufruf der Tierschutzorganisation LAV kam es zu einer offiziellen Inspektion durch die Polizei. Das Ergebnis fiel erschütternd aus: Selbst die gesetzlichen Mindeststandards für die Haltung der Tiere waren nicht erfüllt. Hunde lebten in fensterlosen, gekachelten Zellen ohne Beschäftigung oder Rückzugsmöglichkeiten. Die Tiere des Labors, darunter auch Makaken und Krallenaffen, litten unter schweren physischen und psychischen Schäden und wurden umgehend beschlagnahmt.

Die Öffentlichkeit ist längst weiter

Schon vor über einem Jahrzehnt sprach sich die Öffentlichkeit gegen Tierversuche an Hunden aus. Eine von der ECEAE in Auftrag gegebene, repräsentative Umfrage in sechs europäischen Ländern ergab bereits 2009, dass Dreiviertel der Befragten Experimente an Hunden, die mit Schmerz oder Leiden verbunden sind, ablehnen. In Deutschland lag die Ablehnung mit fast 80 % sogar noch höher.

In der Vergangenheit haben bereits zwei erfolgreiche europäische Bürgerinitiativen jeweils über 1 Millionen Stimmen gegen Tierversuche gesammelt. Die EU hat sich daraufhin ein Ziel gesetzt, langfristig aus Tierversuchen auszusteigen. Doch bisher sinken die Zahlen der Tierversuche in Europa dennoch nicht (lesen Sie HIER mehr zur hohen Dunkelziffer hinter Tierversuchen).

Zuletzt hat die EU-angekündigt eine Roadmap zum Ausstieg aus gewissen Tierversuchen auszuarbeiten. Sogar die US-Arzneimittelbehörde FDA sieht in validierten Alternativen das Modell der Zukunft – anstelle des veralteten Zwei-Spezies-Modells mit Ratte und Hund.

Ähnliches zeigte sich 2011 in der Schweiz: 70 % der Bevölkerung lehnten dort Tierversuche an Hunden selbst dann ab, wenn sie dem medizinischen Fortschritt für Hunde dienen sollten. Ganze 65 %, wenn sie auf die Entwicklung von Therapien für Menschen abzielten. Besonders drastisch war die Ablehnung gegenüber toxikologischen Tests wie etwa für Pestizide.

Auch aktuelle Daten bestätigen diese Haltung: Eine repräsentative Umfrage in den Niederlanden aus dem Jahr 2022 zeigte, dass 77 % der Bevölkerung staatliche Maßnahmen zur Beendigung von Tierversuchen an Hunden und Katzen befürworten.

Warum Tierversuche an Hunden unsinnig sind

EARA argumentiert, dass Versuche an Hunden wichtige Erkenntnisse für die Humanmedizin liefern würde. Doch eine kritische Analyse entlarvt diese Aussagen als überholt und irreführend:

So zeigen Studien, dass Ergebnisse aus Tierversuchen mit Hunden kaum auf den Menschen übertragbar sind. Bei toxikologischen Tests zum Beispiel – etwa zur Ermittlung der sogenannten „maximal tolerierten Dosis“ – konnte gezeigt werden, dass das Fehlen von Nebenwirkungen bei Hunden keine zuverlässige Aussage über die Verträglichkeit beim Menschen zulässt. Eine große Analyse von Daten zu über 2.000 Medikamenten zeigte, dass solche Tests keine verlässliche Aussagekraft für den Menschen haben.

Die Mehrzahl der Tierversuche an Hunden wird für menschliche Medizin durchgeführt.  Die Tierversuchslobby behauptet aber auch häufig, dass Tests an gesunden Laborhunden notwendig seien, um neue Behandlungsmethoden für kranke Heimtierhunde zu entwickeln. Tatsächlich lassen sich Erkrankungen bei Tieren deutlich besser durch klinische Studien an natürlich erkrankten Patient:innen erforschen – ähnlich wie in der Humanmedizin.

Zudem wird das enorme Potenzial das in der routinemäßigen Sammlung und Analyse von veterinärmedizinischen „Big Data“ liegt, bisher viel zu wenig ausgeschöpft: Täglich in Tierarztpraxen gesammelte Daten aus Diagnostik, Behandlungen und Krankheitsverläufen könnten systematisch genutzt werden, um neue Therapien zu entwickeln, ohne weiteres Tierleid zu verursachen.

Auch in der Forschung zu menschlichen Krankheiten wie der Muskeldystrophie oder Herzrhythmusstörungen taugen Hunde nicht als Modelle. Golden Retriever etwa werden gezielt auf eine seltene Genmutation hin gezüchtet, um ähnliche Symptome wie bei Muskeldystrophie zu erzeugen – eindeutig Qualzucht. Doch die Unterschiede in Genetik und Krankheitsverlauf sind so groß, dass Erkenntnisse aus diesen Tierversuchen kaum auf den Menschen übertragbar sind. Trotzdem werden die Tiere jung getötet – für wenig bis keinen wissenschaftlichen Nutzen.

Forschung geht auch anders – und besser

Oft wird behauptet, Tierversuche seien unverzichtbar, doch das stimmt längst nicht mehr. Heute gibt es viele moderne Methoden, die nicht nur tierschonend, sondern auch wissenschaftlich überlegen sind. Eine besonders spannende Entwicklung sind sogenannte Mikrophysiologische Systeme – auch „Organ-on-a-Chip“ genannt. Dabei werden winzige Stücke menschlichen Gewebes auf Chips gezüchtet, die echte Organe wie Herz, Leber oder Lunge nachahmen. So können Forscher:innen gezielt und zuverlässig testen, wie Medikamente wirken – ganz ohne Tierleid.

Auch die Auswertung großer Datenmengen, sogenannter Big Data, und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz revolutionieren die Medizin. Forschende können anhand echter Patient:innendaten schneller neue Therapien finden, ohne auf Tierversuche zurückzugreifen. Weitere moderne Ansätze wie Genomik oder Proteomik untersuchen menschliche Gene und Eiweiße direkt – und liefern so wichtige Erkenntnisse über Krankheiten. Ergänzt wird das durch die Nutzung großer biomedizinischer Datenbanken. Der große Vorteil all dieser Methoden: Sie liefern bessere, schnellere und zuverlässigere Ergebnisse für die Behandlung von Menschen als klassische Tierversuche.

FAZIT: Gemeinsam für ein Ende von Tierversuchen an Hunden

Wir von Tierschutz Austria stellen uns klar gegen die Desinformationskampagne der Tierversuchslobby. Es ist längst überfällig, den Ausstieg aus der Forschung mit Hunden und anderen Tieren einzuleiten – zugunsten einer zukunftsweisenden, tierleidfreien Wissenschaft.

Das vollständige Statement der ECEAE hier:

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