Effektive und tierfreundliche Taubenabwehr: So gelingt das Miteinander in der Stadt

Die Taubenabwehr in Österreichs Städten sorgt immer wieder für Diskussionen: Falsch montierte Netze oder gefährliche Spikes verursachen unnötiges Tierleid. Welche einfachen tierschutzgerechten Alternativen verfügbar sind und mehr – HIER!

Taube

Auf einen Blick:

  • Stadttauben sind domestizierte Felsentauben und brüten statt an Felshängen an unseren Gebäuden
  • Werden die Tiere dazu gezwungen, in horizontalen Flächen zu brüten, entsteht viel Tierleid und hygienische Probleme
  • Statt Spikes, Netze und Gitter können tierfreundlichere Alternativen angebracht werden

Massenbrutplätze sind tödliche Fallen für Jungtauben

Normalerweise brüten Tauben an vertikalen Felswänden. Fehlen solche Nistmöglichkeiten, weichen sie auf horizontale Flächen wie Zwischendecken, Dachböden oder Brückenunterbauten aus. Da die natürlichen Verhaltensweisen der Tauben auf diese Umgebung nicht abgestimmt sind, führt das zu großen Problemen für die Tiere:

Stadttauben sind domestizierte Tiere

Stadttauben sind keine Wildtiere im klassischen Sinne, sondern stammen von domestizierten Felsentauben ab. In den Städten finden sie künstliche Brutfelsen in Form von Gebäuden. Ihre Lebensweise unterscheidet sich daher von anderen Taubenarten wie Ringel-, Türkentauben oder Turteltauben, die in der Regel auf Bäumen nisten.

  • Territorialverhalten: Tauben verteidigen ihre Nester tapfer gegen Eindringlinge. Doch bei horizontalen Massenbrutplätzen sind die Nester oft nur so weit getrennt, dass sich die Elterntiere nicht erreichen können. Flügge werdende Jungtauben geraten leicht in die Nähe anderer Nester und werden von anderen Elterntieren schwer verletzt oder getötet.
  • Gefährliche Erstarrung: Bei Angriffen reagieren Jungtauben mit Erstarrung, da eine Flucht an steilen Felswänden kaum möglich wäre. In horizontalen Massenbrutplätzen kann diese Reaktion jedoch tödlich sein. Häufig findet man in solchen horizontalen Massenbrutplätzen unzählige Kadaver fast ausgewachsener Jungtauben.

Massenbrutplätze sind zudem eine hygienische Katastrophe. Zentimeterdicke Kotschichten, verwesende Kadaver und Fliegenmaden gefährden die Gesundheit von Mensch und Tier.

Um Massenbrutplätze auf Dachböden oder ähnlichen Strukturen zu schließen, sollten folgende Schritte eingehalten werden:

  1. Kontrolle auf geschützte Wildtiere: Vor einer Schließung muss der Bereich auf die Anwesenheit geschützter Wildtiere wie Fledermäuse überprüft werden.
  2. Bergung der Tiere: Tauben haben keine feste Brutzeit, sie brüten ganzjährig. Jungtiere sollten deshalb durch den Wildtier-Service der Stadt Wien geborgen und an einen sicheren Ort gebracht werden.
  3. Kontrolle auf zurückgebliebene Tiere: Bevor ein Bereich verschlossen wird, muss sichergestellt sein, dass keine Tauben im Sanierungsbereich zurückbleiben und eventuell eingesperrt werden.

Es gibt auch Alternativen zur Schließung von Massenbrutplätzen, etwa fledermausfreundliche Taubenwippen oder Schrägbrettblenden, die Fledermäuse einlassen, aber Tauben fernhalten.

Taubenabwehrsysteme können verheerendes Tierleid bedeuten

Um Tauben von unliebsamen Orten fernzuhalten, wird oft auf Taubenabwehrsysteme zurückgegriffen. Fehler bei der Installation können dabei erhebliches Tierleid bedeuten.

Die häufigsten Abwehrsysteme und ihre Gefahren:

  • Gitter: Bereits eine kleine Öffnung im Gitter kann ausreichen, damit Tauben und andere Tiere hinter das Gitter gelangen und neue Massenbrutplätze entstehen können.
  • Netze: Wenn Netze nicht korrekt montiert oder regelmäßig gewartet werden, können Tauben hinter ein Netz gelangen oder sich in den Fäden verwickeln und sterben.
  • Spikes (Taubenspieß): Auch stumpfe Spikes können gefährlich sein. Besonders grausam ist es, wenn Tauben auf den Spikes brüten. Die Nester bleiben nur stabil, solange die Jungtiere leicht sind. Mit zunehmendem Gewicht können die Spikes durch das Nest drücken und die Jungvögel aufspießen. Zudem sind Spikes eine Gefahr für Fledermäuse, die hängen bleiben und sich die Flughäute schwer verletzen können.

Bauliche Alternativen als tierschutzgerechte Lösung

Um Massenbrutplätze zu vermeiden, sind bauliche Alternativen wie geschlossene Zwischendecken oder geneigte Flächen mit einem Winkel von mehr als 50° empfehlenswert. Schräge Winkelflächen zur Selbstmontage können auch in Baumärkten erworben und beispielsweise auf Vorsprünge geklebt werden.

Weitere Maßnahmen:

  • Flatternde Bändchen: Da Tauben als Felsenbewohner nur auf stabilem Untergrund sitzen, meiden sie Bereiche, in denen sich etwas im Sitzbereich bewegt.
  • Spanndrahtsysteme: Diese Systeme schützen Kanten und bieten eine optisch ansprechendere Lösung als Spikes.

Verbotene Maßnahmen

Einige Abwehrsysteme sind in Österreich verboten, da sie erhebliches Tierleid verursachen:

  • Klebepasten oder Streifen: Tiere bleiben mit ihrem Gefieder kleben und verenden qualvoll.
  • Scharf geschliffene Spikes: Diese können Tiere noch leichter verletzen als reguläre Spikes.

Nicht nur Säugetiere produzieren Milch.

Männliche und weibliche Tauben produzieren in ihrem Kropf ein milchähnliches Sekret, die sogenannte „Kropfmilch“. Diese füttern sie ihren frisch geschlüpften Jungtieren während der ersten 10 Lebenstage. Ein Taubenpaar kann dabei bis zu 12 Jungtiere pro Jahr großziehen.

Weitere Informationen

Wir von Tierschutz Austria setzen uns für ein sinnvolles Taubenmanagement und eine würdevolle Behandlung aller Tiere ein. Wussten Sie, dass das Füttern von Tauben in Wien nicht verboten ist, aber wenn, dann richtig gemacht werden muss? Hier unser Flugblatt zur richtigen Taubenfütterung, effektivem Management und mehr:

Flugblatt

Die Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) bietet eine aufschlussreiche Übersicht über tierschutzgerechte Taubenabwehr inklusive vieler Tipps und Tricks und best practice Beispielen. Die Präsentation der TOW finden Sie hier:

Taubenabwehr

Fazit

Stadttauben gehören zu unserer urbanen Umwelt. Es ist unsere Verantwortung, ihnen tiergerechte Lebensbedingungen zu ermöglichen und gleichzeitig die Herausforderungen des Zusammenlebens zu meistern. Die tierschutzgerechte Taubenabwehr erfordert eine sorgfältige Planung und fachgerechte Umsetzung. Standardisierte Abwehrsysteme wie Netze, Gitter und Spikes bergen oft große Gefahren. Bauliche Alternativen und ergänzende Maßnahmen sind hingegen wichtige Lösungsansätze, die sowohl Tierschutz als auch städtische Hygiene berücksichtigen.

 

Sie wollen unseren Tauben helfen?

Unterstützen Sie uns mit einer Spende bei der Pflege unserer Tiere in Not!

 

Tierschutzombudsstelle Wien. Fellner C. 2021. TAUBENABWEHR AN GEBÄUDEN. Download: https://www.tierschutz-austria.at/wp-content/uploads/2024/10/TOW-Taubenabwehr-an-Gebaeuden-2021-1.pdf

Das könnte Sie auch interessieren

Weltkatzentag: Tipps für Ihre Katze

Katzen zählen zu den beliebtesten Haustieren der Österreicher:innen. Bevor man sich jedoch eine Samtpfoten in die Wohnung oder ins Haus holt, sollten einige Dinge beachtet werden, um den Stubentigern eine angenehme Eingewöhnungsphase zu ermöglichen und das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier harmonisch zu gestalten. Wir nutzen den diesjährigen Weltkatzentag am 08. August, um einige Tipps zu geben, welche Dinge zu beachten sind, wenn man sich einen Stubentiger nach Hause holt.

vergissmeinnicht gutes testament

Einladung: Wochen des Guten Testaments

Warten Sie nicht bis andere für Sie entscheiden. Wir geben bei den Wochen des Guten Testaments gemeinsam mit der Initiative Vergissmeinnicht Informationen zu Erbrecht, Testament und Vorsorge für den Notfall.

Top 7 Hitze-Tipps für Katzen

Wir von Tierschutz Austria informieren euch, wie ihr eurem Vierbeiner die aktuellen Temperaturen etwas erleichtern könnt.

Zum Newsletter anmelden Newsletter schließen