Igel gefunden – Was tun?
Grundsätzlich gilt: Ein offensichtlich unverletzter Igel, der einen gesunden Eindruck macht und um diese Jahreszeit mindestens 600-700 g wiegt, braucht normalerweise keine menschliche Hilfe. Einen gut genährten Igel erkennt man an seiner kugeligen Figur, magere Tiere erscheinen walzenförmig. Sind bereits die Hüftknochen zu sehen, ist der Igel hingegen eindeutig in Gefahr.
Menschliches Eingreifen ist nötig, wenn der Igel:
- Augenscheinlich verletzt ist (blutende Wunde, Hinken, etc.)
- Apathisch ist, sich nicht einrollt oder seitlich/mit von sich gestreckten Gliedern daliegt
- Röchelt oder hustet, verklebte Augen hat, wacklig auf den Beinen ist, etc.
- Sehr mager bzw. zu dünn ist, um den Winter zu überstehen
Sollten sie einen potentiell hilfsbedürftigen Igel finden, bringen Sie das Tier bitte zu igelkundigen Tierärztinnen oder Tierärzten oder setzen Sie sich mit uns oder anderen fachkundigen Stellen, in Verbindung!
Erste-Hilfe-Maßnahmen:
Bitte lassen Sie sich unbedingt fachkundig beraten. Es kursiert viel Halb- und Falschwissen über Igelhaltung. Wir versorgen jährlich hunderte hilfsbedürftige Igel und stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite! Tiernotruf Tierschutz Austria +43 1 699 24 80 (rund um die Uhr).
- Setzen Sie das Tier in eine mit Zeitungspapier ausgelegte Box.
- Geben Sie schwachen oder unterkühlten Tieren eine Wärmflasche mit lauwarmem Wasser dazu. Hitze kann für einen Igel ebenfalls gefährlich werden, also die Wärmflasche am besten mit einem Handtuch umwickeln.
- Bieten Sie lauwarmes Trinkwasser in einer flachen Schale an.
- Igel sind Insektenfresser und sollten fachkundig gefüttert werden. Als Notlösung kann ein gekochtes Ei oder hochwertiges, möglichst proteinreiches Katzenfutter (Trockenfutter bitte vorher einweichen) gefüttert werden. Auch spezielles Igelfutter gibt es mittlerweile zu kaufen.
Unbedingt vermeiden!
Gut gemeint ist leider nicht immer gut gemacht. Achten Sie hierauf besonders:
- Verabreichen Sie keine Medikamente ohne eindeutige tierärztliche Anweisung. Auch Verletzungen bitte keinesfalls mit Cremes, Wundpuder o.ä. behandeln, sondern bringen Sie das Tier schnellstmöglich zu einer Tierärztin oder einem Tierarzt!
- Füttern sie keine Milch (auch Katzenmilch), Obst oder Gemüse. Was für uns verträglich ist, führt bei den Insektenfressern zu schweren Verdauungsstörungen.
- Baden Sie den Igel nicht oder entfernen auf eigene Faust Parasiten. Jeglicher Stress, kann für die Tiere tödlich sein.
- Vermeiden Sie eine einseitige Ernährung und geben Sie nicht ausschließlich Mehlwürmer. Das hohe Phosphor-zu-Calcium-Verhältnis der Mehlwürmer führt bei einer einseitigen Ernährung zu schweren gesundheitlichen Problemen.
Igelzeit im Tierschutzhaus Vösendorf
Über 100 Igel versorgen wir zurzeit im Tierschutzhaus Vösendorf – und es werden täglich mehr. Wir konnten letzten Jahr mehr als 300 Igel auswildern. Heuer rechnen wir mit einer noch größeren Zahl.
Wie helfe ich Igeln in freier Natur?
Die beste Hilfestellung gewährleisten Sie, wenn Sie ihren Garten möglichst „igelfreundlich“, sprich naturnah, gestalten. Naturnahe Gärten mit ausreichend Versteckmöglichkeiten und einem breiten Nahrungsangebot (Würmer, diverse Larven und Insekten, Schnecken, etc.) locken Igel besonders an. Verzichten Sie zum Wohle aller Tiere in Ihrem Garten auf Pestizide und sonstige Gifte. Übrigens eine große Gefahr für Igel sind automatische Mähroboter!
Der Winterschlaf der überaus nützlichen Insektenfresser dauert meist von ungefähr Mitte November bis März/April (der Zeitpunkt, bzw. die Dauer ist temperaturabhängig) und oft werden zusätzliche Quartiere für eine sichere Überwinterung gerne angenommen. Reisighaufen, Wurzelwerk, Blätterhaufen und andere natürliche Verstecke laden die faszinierenden Gartenbewohner zum Überwintern ein. Aber auch selbstgebaute oder gekaufte Igelhäuser, gefüllt mit Stroh, Heu und trockenem Laub, sind für Igel zusätzliche Möglichkeiten in der kalten Jahreszeit gut über die Runden zu kommen.
Es ist ein weitläufiger Irrtum, dass Igel aufgrund der niedrigen Temperaturen im Winter schlafen würden. Die Tiere überdauern die kalte Jahreszeit im Winterschlaf, weil schlichtweg das natürlich Nahrungsangebot fehlt.
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