Lösungen im Fischotterkonflikt: Vorzeigeland Burgenland
Anders als im Großteil Österreichs, waren Fischotter im Burgenland nie komplett ausgerottet. Die flinken Tiere haben es schließlich aus eigener Kraft geschafft, geeignete Bäche und Flüsse wieder zu besiedeln. Begünstigender Faktor war das hohe Nahrungsangebot, das auch durch künstliche Fischteiche, ob privat oder kommerziell genutzt, gegeben war. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis das Wiederaufkommen des Fischotters auch für Unmut in der Bevölkerung sorgen würde. Das Burgenland hat sich dieser Herausforderung gestellt, indem es eine eigene Fischotter-Ombudsperson anstellen ließ. Mit Hilfe wissenschaftlicher Expertise werden laufend adäquat und im Sinne von Mensch und Tier, Lösungen gefunden. Im Zuge dessen entstand ein vier-Säulen Konzept [1, 2].
Ressourcenmanagement
Otter in freier Wildbahn zu sehen, lässt das Herz jedes Naturfreunds höher schlagen. Weniger willkommen sind sie in privaten oder gewerblich genutzten Teichanlagen. Diese besser zu schützen, ist die effektivste schnelle Lösung zum Wohle von Mensch und Tier. Im Burgenland gibt es daher eine eigene Förderung mit der Elektro- oder Fixzäune mit 2 Euro pro Laufmeter bezuschusst werden. Minimal werden damit 350 Euro, maximal 700 Euro pro Teichanlage ausbezahlt. Wichtig ist, dass nicht nur die Neuerrichtung, sondern auch die Optimierung und Ergänzung bestehender Zäune (zum Beispiel durch Solarpanele) unterstützt wird [3].
Die Zäune selbst müssen natürlich den örtlichen Bedingungen angepasst sein und auch die Sicherheit anderer Tiere, wie wandernder Amphibien, gewährleisten. Beliebt sind Otterzäune die durch Stahlstützen einfach in den Boden gesteckt werden und mit Klemmisolatoren den Strom führenden Draht gespannt halten. Das einfache Konzept ermöglicht es, die Zäune auch leicht bei Schnee oder zur Laichzeit der Amphibien in ihrer Höhe anzupassen. Maschendrahtzäune müssen naturschutzbehördlich bewilligt werden, bekommen aber zusätzlich zu den herkömmlichen Förderung einen einmaligen Zuschuss von 200 Euro pro Teichanlage [3].
Teichen mit naturnahen Ufern steht eine eigene Naturteichförderung zu, die jährlich ausbezahlt wird und maximal 1000 Euro pro Teich beträgt. Wichtige Voraussetzung ist eine naturnahe Ufervegetation, das Zulassen von Wasservegetation und ungestörte und sichere Zugänge zum Gewässer für Amphibien. Pro Laufmeter Ufervegetation wird entweder 0,5 Euro (2 m Breite) oder 1 Euro (4 m Breite) ausgezahlt. Wasservegetation wird ebenfalls mit 1 Euro pro Laufmeter gefördert und auch eine eigene Inselpauschale mit 25 Euro pro Insel wird zugestanden. Selektive Otterzäune sind dabei keine Ausschlusskriterien für die Naturteichförderung. Folglich ist mit der Naturteichförderung nicht nur Mensch und Otter, sondern auch dem übrigen Ökosystem geholfen [4].
Ottermanagement
Auch Befürworter der Otterjagd, sprechen von Management, wenn sie den Abschuss dieser streng geschützten Tiere fordern. Das Burgenland zeigt, dass Management aber auch allein dadurch funktioniert, die Nahrung der flinken Jäger durch Zäune natürlich zu begrenzen. Wie wir euch in unserem letzten Beitrag erklärt haben, zählt das Nahrungsangebot zu einem der wichtigsten natürlichen Bestandsgrenzen der Otterpopulation [Link Mythos Text]. Wenn bis her einfach zu erreichende Fischteiche durch Zäune gesichert werden, sinkt die Otterpopulation völlig natürlich, indem Tiere verhungern oder abwandern. Ein weiteres menschliches Eingreifen wird dadurch überflüssig [1].
Peoplemanagement
Kein Naturmanagement funktioniert ohne Peoplemanagement. Die Fischotter-Ombudsperson ist genau dafür da. Die Ombudsperson hat selbst einen wissenschaftlichen Background und ist dafür qualifiziert Leute in Fragen zum Otter zu beraten. Diese Beratung ist völlig kostenfrei und findet idealerweise direkt vor Ort, zum Beispiel bei einem vom Otter besuchten Fischteich, statt. Auf weite Sicht können nur durch Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit Vorurteile und Mythen [link zum Mythentext] effektiv aus der Welt geschafft und ein besseres Miteinander von Mensch und Otter gewährleistet werden [2].
Angewandte Forschung und Monitoring
Um immer wissenschaftlich argumentieren zu können und auch auf Spezialfragen, wie die Auswirkungen des Otters auf einzelne Arten, sichere Antworten zu haben, sind angewandte Forschung und ein fortlaufendes Monitoring unerlässlich. Gerade Forschungsprojekte wie das Äschenprojekt Lafnitz [5], wo auch die Auswirkung fischfressender Vögel und Fischotter untersucht werden, sind unglaublich wichtig, um wahre Gefahren für Österreichs Fischbestände auszumachen und passende Lösungsstrategien zu entwickeln. Mit Fakten kann auf Sorgen und Ängste von Menschen Rücksicht genommen werden und ein sachlicher öffentlicher Diskurs zwischen allen Parteien stattfinden [2].
Quellen
[1] Kranz. A., Zum Fischotter im Burgenland, Vortrag, 26.01.2022 PDF: https://www.burgenland.at/fileadmin/user_upload/20220126_FISCHOTTER-Burgenland-NaturparkRosalia26012022_AK.pdf
[2] Land Burgenland. Fischottermanagement im Burgenland. https://www.burgenland.at/themen/natur/naturschutz/fischotter/ [Stand: 28.02.2022]
[3] Förderung von Fischotterzäunen im Burgenland. Infoblatt. 2020. https://www.burgenland.at/fileadmin/user_upload/Bilder/Umwelt/20200619_InfoblattdesLandeszuFischotterzaunen_06_2020.pdf
[4] Richtlinien Naturteichförderung. 2020. https://www.burgenland.at/fileadmin/user_upload/20210923_Naturteichfoerderung-Burgenland2020Bericht.pdf
[5] Wolfram. G., Woschitz. G., Wolfram. A., Weiss. S., Kopun. T., Tajmel. J., Fischbestandsmonitoring als Basis zur Förderung einer nachhaltigen Fischereiwirtschaft an der Lafnitz. 2007. https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&ved=2ahUKEwjanLWeqLb2AhWtR_EDHdS6Do8QFnoECAUQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.noe-naturschutzbund.at%2Ffiles%2Fbgl_homepage%2Fprojekte%2Fartenschutz%2Fanlagen%2FLafnitz_schenprojekt_Endbericht.pdf&usg=AOvVaw0osDlX5-q_IS5hkldeD-O_