Auf einen Blick:
- Großer Rückhalt in der Bevölkerung: Dreiviertel der Befragten stehen dem Wolf positiv gegenüber und befürworten seine Rückkehr.
- Stadt-Land-Gefälle weniger stark als erwartet: Auch in ländlichen Gebieten, wo Wölfe stärker polarisieren, ist die Mehrheit deutlich für den Wolf.
- Schlecht informiert: Die Hälfte der Befragten sieht eigene Wissenslücken. Viele glauben auch an Mythen etwa, dass Wölfe sich unkontrolliert vermehren oder überwiegen Nutztiere fressen würden.
- Aufklärung, Herdenschutz und Monitoring: Falsche Annahmen über den Wolf zeigen, wie wichtig neben Herdenschutz und Monitoring, eine gezielte Aufklärung für ein harmonisches Zusammenleben sind.
Mehrheit der Österreicher:innen steht hinter dem Wolf
Letzten Jahres veröffentlichte die EU-Kommission eine Meinungsumfrage zum Wolf. Überraschende 71 % der EU-Bürger:innen sprachen sich darin für den Erhalt des strengen Wolfsschutzes aus. Eine ähnliche positive Grundhaltung sehen wir nun auch offiziell in Österreich:
- 8 von 10 sehen in Österreich kein Wolfsproblem, sondern bewerten die Rückkehr aus naturschutzfachlicher Sicht als Gewinn.
- Drei Viertel der befragten Österreicher:innen stehen dem Wolf und seiner Rückkehr positiv gegenüber.
Besonders erfreulich: Ein Stadt-Land-Gefälle ist zwar erkennbar – Befragte aus städtischen Regionen bewerten den Wolf tendenziell positiver und haben mehr Vertrauen in Herdenschutzmaßnahmen. Dennoch sind auch Personen aus ländlichen Gegenden überwiegend für die Rückkehr des Wolfes!
Die Stichprobe der von uns in Auftrag gegebenen Onlineumfrage war in mehreren entscheidenden Merkmalen repräsentativ für Österreich. Darunter das Alter, das Geschlecht, der Abschluss (mit oder ohne Matura) und das Heimatbundesland. Bei 500 Befragten können die Ergebnisse damit mit einer Schwankungsbreite von +/- 4 % auf die gesamte internetaffine Bevölkerung Österreichs übertragen werden.
Auch eine etwaige Kritik, in unserem Report könnten nur Leute aus der Stadt interviewt worden sein, widerlegen wir: Knapp 6 von 10 der Befragten stammten vom Land (57,8 %) und auch dort überwog die Zustimmung zum Wolf. Zwar wurde ein Stadt-Land Gefälle sichtbar, aber die Unterschiede waren bei weitem nicht so stark, wie weithin angenommen wird.
Österreicher:innen fordern Finanzierung für Herdenschutz
Ein weiterer Schwerpunkt des Reports ist die Meinung der Österreicher:innen zu Herdenschutzmaßnahmen.
- 7 von 10 befürworten Herdenschutzmaßnahmen, zum einen als Schutz vor dem Wolf aber auch um Verluste durch Unfälle und Krankheiten zu reduzieren.
- 8 von 10 fordern mehr finanzielle Unterstützung damit Tierhalter:innen ihre Tiere besser schützen können.
Die Politik muss dringend Herdenschutz stärker fördern – mit finanzieller Unterstützung, klaren rechtlichen Rahmenbedingungen und besseren Beratungsangeboten. Investitionen in Herdenschutz sind Investitionen in Tierwohl, Landwirtschaft und Artenvielfalt und damit ein Gewinn für alle.
Wissenslücken in der Bevölkerung:
Trotz des großen öffentlichen Interesses an der Rückkehr des Wolfs zeigt unser Report aber auch erhebliche Wissensdefizite auf:
- Jede:r zweite fühlen sich schlecht informiert über Wölfe und ihr Verhalten.
- Mehr als die Hälfte gibt an, zu wenig über die Auswirkungen von Wölfen auf das Ökosystem zu wissen.
Die Rückkehr der Wölfe ist von enormer Bedeutung für unsere Ökosysteme. Als „Gesundheitspolizisten“ jagen sie kranke, schwache Tiere und schützen unsere Wälder vor zu hohen Wildbeständen. Sie stärken somit die Biodiversität und fördert das ökologische Gleichgewicht. Aufklärung über diese Rolle macht deutlich, wie wichtig diese Tiere sind und hilft, die Akzeptanz für ein friedliches Zusammenleben zu erhöhen. Außerdem nimmt Wissen Angst. Viele Vorurteile und Ängste über Wölfe basieren auf Märchen vom gefährlichen, bösen Wolf, die durch Aufklärung widerlegt werden können.
Unwissenheit spiegelt sich teils auch in anderen Antworten der Befragten wider:
- Fast jede:r Zehnte glaubt, dass es mehr als 1000 Wölfe in Österreich gibt.
- Mehr als 4 von 10 der Befragten glauben, der Wolf würde sich unkontrolliert vermehren.
- Etwa ein Viertel denkt, Wölfe würden sich überwiegend von Nutztieren ernähren.
Die Angst vor einer unkontrollierten Vermehrung der Tiere muss ist unbegründet: Typisch für Beutegreifer vermehren sich Wölfe nur im Rahmen der verfügbaren Ressourcen wie Futter und Territorien. Da etablierte Rudel fremde Wölfe von ihrem Territorium fernhalten, ein Revier aber nur eine beschränkte Anzahl an Wölfen ernähren kann, ist die Populationsdichte von Wölfen in Österreich gedeckelt.
Tatsächlich wurden 2024 erst 65 Wölfe in Österreich nachgewiesen – deutlich weniger als noch im Jahr zuvor – wobei die meisten durchziehende Einzeltiere, auf der Suche nach eigenen Territorien sind. Schätzungen gehen davon aus, dass für einen günstigen Erhaltungszustand etwa 500 bis 1000 Wölfe durch Österreichs Wälder streifen müssten.
Analyse-Studien von Kotproben haben außerdem belegt, dass die Hauptnahrung des Wolfs aus Wildtieren besteht. Kein Wunder – wenn durch Herdenschutzmaßnahmen, Nutztiere für den Wolf nicht mehr frei verfügbar sind, suchen sich die klugen Jäger leichterer Beute unter den Wildtieren (Lesen Sie HIER, warum die Landwirtschaft mehr Wölfe fordern sollte!).
Auch beim Herdenschutz kursieren Falschinformationen:
- 4 von 10 der Befragten glauben, dass Wölfe keine Angst vor Herdenschutzhunden hätten.
- Knapp ein Drittel bezweifeln, dass Behirtung, Schutzzäune und Herdenschutzhunde Wölfe erfolgreich abhalten können.
Dabei zeigen internationale Studien eindeutig, dass fachgerechte Herdenschutzmaßnahmen essenziell sind, um Weidetiere effektiv zu schützen und ein friedliches Zusammenleben mit Wildtieren zu gewährleisten. Behirtung, Schutzzäune und Herdenschutzhunde verhindern dabei nicht nur Übergriffe von Beutegreifen wie dem Wolf, sondern bewahren die Weidetiere auch vor Unfällen, Krankheiten und anderen Gefahren. Bessere Überwachung ermöglicht so auch die Früherkennung von Krankheiten und eine schnelle Reaktionen auf Wetterextreme.
Mitspracherecht für Umwelt-NGOs und Aufklärung gefordert
- Dreiviertel der Österreicher:innen unterstützen mehr Mitspracherecht für NGOs in Umweltangelegenheiten.
- Die große Wissenslücke in der Bevölkerung zum ökologischen Einfluss des Wolfes zeigt, wie groß der Bedarf an Aufklärung ist.
Umwelt-NGOs, wie wir, sind unverzichtbar, da wir mit Expertise für den Schutz von Natur und Tieren eintreten. Deshalb sollten wir laut der sogenannten Arrhus-Konvention auch Mitspracherecht bei Umweltangelegenheiten haben. Doch die Politik verweigert uns unser Recht, beispielsweise bei Wolfsabschüssen. Mehr Aufklärung der Bevölkerung sowie eine stärkere Einbindung von Umwelt-NGOs in Entscheidungsprozesse sind dringend notwendig. Nur so können wissenschaftlich fundierte, nachhaltige und transparente Lösungen entwickelt werden, die Natur und Gesellschaft gleichermaßen zugutekommen.
Fazit:
Unsere für Österreich repräsentative Studie zeigt, dass 3 von 4 Österreicher:innen den Wolfs und seine Rückkehr begrüßen sowie seinen strengen Schutzstatus unterstützen. Unser Wolfsreport offenbart aber auch, dass mehr Aufklärung und Dialog nötig sind, um Ängste zu mindern und ein besseres Verständnis für die Rolle des Wolfs in unserem Ökosystem zu schaffen.
Es liegt an der Politik, Wege zu ebnen, um ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Tier zu ermöglichen. Dazu gehört, dass professionelle Herdenschutzmaßnahmen weiter aufgebaut und finanziert sowie aktives Monitoring vorangetrieben werden müssen. Wölfe sind keine Bedrohung, sondern ein wichtiger Teil der Natur.
Den ganzen Wolfsreport finden Sie hier:
Artenschutz durch ein Bundes-jagdgesetz!
Zusammen mit dem ökologischen Jagdverband, dem VGT und anderen Expertinnen und Experten fordern wir einen strengen Artenschutz in der österreichischen Jagd!
Wenn Sie sich für Artenschutz einsetzen wollen, unterschreiben sie unser Volksbegehren für ein Bundeseinheitliches Jagdgesetz, wo wir auch noch andere wichtige Reformen fordern, um die Jagd ökologisch und tierschutzgerecht zu machen!
Sie wollen unseren WIldtieren helfen?
Unterstützen Sie uns mit einer Spende bei der Pflege unserer Wildtiere in Not oder übernehmen Sie eine individuelle Patenschaft für eines unserer anderen Tiere!
Illmer, A. (2023). Die Vereinbarkeit von strengem Wolfsschutz und Almwirtschaft im Unionsrecht. https://www.juwiss.de/49-2023/
Kotrschal, K., & AG Wildtiere-Forum Wissenschaft & Umwelt. (2023). Positionspapier Wolf Fakten zum Wolf: Die aktuelle Lage in Österreich. https://baer-wolf-luchs.at/wp-content/uploads/2022/05/OeZ_Wolfsmanagement_Empfehlungen_2021.pdf
Liebmann, S. (2024). WÖLFE IM RECHT. Johannes Kepler Universität Linz.
tirol.ORF.at. (2023, Juli 20). Herdenschutz mit guten Erfolgen. https://tirol.orf.at/stories/3216658/
tirol.ORF.at. (2024, Februar 3). Mehr Wölfe, weniger Nutztierrisse – tirol.ORF.at. https://tirol.orf.at/stories/3243280/
tirol.ORF.at. (2024, Oktober 1). Almsaison 2024: Mehr Licht als Schatten. https://tirol.orf.at/stories/3275311/
Monitoring – Österreichzentrum. (o. J.). Abgerufen 8. Oktober 2024, von https://baer-wolf-luchs.at/monitoring
Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen, Amtsblatt Nr. L 206 vom 22/07/1992.
Council of Europe. (1979). Berner Konvention – Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume.
Wojciechowski, J., & Sinkevičius, V. (2021). Letter from Commissioner Sinkevicius and Commissioner Wojciechowski (Topic Wolf). https://www.eea.europa.eu/publications/state-of-nature-in-the-eu-2020/
Wolf Alpine Group. (2023). The wolf Alpine population in 2020-2022 over 7 countries. Technical report for LIFE WolfAlps EU project LIFE18 NAT/IT/000972, Action C4.