Unsere Lebensmittel – Unsere Zukunft
Statement von Madeleine Petrovic, Präsidentin von Tierschutz Austria
Es ist dringend an der Zeit, den Ernährungssektor zu durchleuchten. Aktuell ist Österreich, auch aufgrund einer teilweise überholten Landwirtschaftspolitik, gezwungen, tierische Lebensmittel zu exportieren. Doch während Krisenzeiten kann die Überversorgung in einzelnen Bereichen ebenso problematisch werden, wie die Unterversorgung. Erst kürzlich wurde das, durch das zeitliche Zusammentreffen der Corona-Krise und des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in Teilen Deutschlands, abermals unter Beweis gestellt: Während die Gastronomie geschlossen blieb, sank der Konsum von Schweinefleisch. Gleichzeitig verhängten China und andere wichtige Exportländer in Sorge vor der Schweinepest einen Importstopp auf deutsches Schweinefleisch: Die Folge war billiges Fleisch, das den europäischen Markt überflutete und auch in Österreich die Fleischpreise extrem drückte.
Außerdem muss eine krisensichere Lebensmittelversorgung endlich Nachholbedarf in den Bereichen, die Österreich nur durch Importe abdecken kann, ernst nehmen. Insbesondere Tierfutterimporte aus Ländern, wo dafür rücksichtslos Lebensraum von Mensch und Tier zerstört wird, sind nicht nur unmoralisch, sondern gerade in der Krise gefährlich. Jährlich werden etwa 740 Millionen Kilo gentechnisch verändertes Soja als Futtermittel nach Österreich importiert. Allein für diese Mengen wird in den Herkunftsländern eine Anbaufläche in der Größe von Vorarlberg benötigt. Sollten diese Futterquellen plötzlich wegfallen, hätte das verheerende Folgen für Österreichs Landwirtschaft.
Besonders auch der Ukraine Krieg macht die Thematik der Lebensmittelversorgung so aktuell wie nie, denn fast 30 Prozent der weltweiten Weizenexporte stammen aus der Ukraine und Russland. Auch sind die beiden Länder wichtige Lieferanten für Gerste, Mais und Sonnenblumenöl. Um die eigene Lebensmittelproduktion zu erhöhen, plant die EU-Kommision, vorübergehend die Bewirtschaftung von Brachflächen zu gestatten. Allerdings sind diese Brachflächen extrem wichtig für die Biodiversität, da sie für vielen Arten ein wichtiger Lebensraum sind. Deswegen empfehlen wir, gerade in dieser Zeit mehr auf pflanzliche Produkte zu zugreifen, denn allein in einem Kilogramm Rindfleisch stecken 6,5 Kilogramm Getreide und 36 Kilogramm Rauhfutter. Wer also Fleisch verzichtet oder zumindest seinen Fleischkonsum reduziert, hilft dabei den Bedarf an Weizen zu reduzieren.
Nicht zuletzt müssen auch die Bemühungen gegen Lebensmittelverschwendung und gegen unwahre Haltbarkeitsangaben verstärkt werden. Die Entsorgung großer Mengen tadelloser Lebensmittel durch Handelsketten kann nur politisch in die Schranken gewiesen werden. Solange es dafür keine saftigen Abgaben gibt, wird der Konkurrenzdruck zwischen den Handelsketten die Unvernunft weiter vorantreiben.
Tierschutz Austria und die österreichische Tierschutzbewegung sind seit langem im Bereich der Versorgung mit tiergerecht produzierten tierischen Lebensmitteln tätig und wir bieten der Bundesregierung unsere Hilfe und Kooperation an!
Madeleine
MMaga. Drin. Madeleine PETROVIC
Tierschutz Austria
Präsidentin